Eisbehandlung Ja oder Nein?

Eisbehandlung als Sofortmassnahme nach akuten Verletzungen Ja oder Nein? Ich erkläre euch, warum ihr besser darauf verzichten sollt...!

Gibt man Sportverletzung bei Google ein, so erscheinen gleich zu Beginn mehrere Seiten die einem als Sofortmassnahme eine Eisanwendung oder die sogenannte PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagerung) empfehlen.

Auch im TV oder an Sportveranstaltungen wird uns die Eisanwendung (leider) immer wieder vorgeführt obwohl bis heute keine wissenschaftlichen Studien existieren, die einen positiven Effekt auf die Wundheilung belegen.

Im Gegenteil! Bereits 1992 beschrieb Prof. van Wingerden, dass durch eine Eisapplikation die physiologischen Prozesse gestört werden und sich die Wundheilung dadurch verlängern kann.

Die erste Reaktion nach einer Verletzung ist immer eine Entzündung mit den Symptomen: Schmerz, Rötung, Schwellung, Überwärmung und Funktionsverlust. Je nach Verletzung und Schweregrad können diese mehr oder weniger ausgeprägt auftreten. Dies ist völlig normal und stellt einen wesentlicher Teil der Wundheilung dar.

Nichts in unserem Körper geschieht einfach so und daher haben auch die Entzündungsreaktionen eine wichtige Funktion. Beispielsweise schützen uns Schmerz und Funktionsverlust vor weiteren Schäden oder Überbelastung. Durch die Überwärmung und Mehrdurchblutung können Nährstoffe besser an die geschädigte Stelle gelangen und Zelltrümmer abtransportiert werden.

Bereits in meinem letzten Blogbeitrag "Sportverletzungen – Return to Sports – 5 wichtige Kriterien" habe ich erwähnt, dass je besser eine verletzte Struktur durchblutet ist, desto schneller sich diese regenerieren kann. Daher die Frage, wieso die normalen Prozesse einer Entzündung mit Eis oder Entzündungshemmer unterbrechen?

Auch eine Verminderung der Schwellung oder Einblutung ins Gewebe durch Kälteanwendungen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Bereits wenige Sekunden nach einer Verletzung ziehen sich die Gefässe reflektorisch zusammen und nach fünf bis zehn Minuten hat sich ein Blutpfropf gebildet der die Wunde verschliesst.

Knieverletzung

Eine Eisanwendung ist daher gar nicht nötig zumal sich dadurch die Lymphgefässe verschliessen und ein Abtransport der Schwellung sogar verhindert wird. Ebenfalls kann durch eine zu lange Anwendung ein gegenteiliger Effekt Auftreten der zu einer Verstärkung der Schwellung führen kann.

Jeder der schon einmal eine Schneeballschlacht ohne Handschuhe gemacht hat, weiss was anschliessend mit den Händen passiert. Sie werden rot und schwellen an.

Vorteil und wohl auch der einzige Grund, wieso sich die Eisapplikation so hartnäckig in der Akutbehandlung behauptet ist die Wirksamkeit in Bezug auf die Schmerzhemmung. Die Gefahr ist allerdings, dass durch die verminderte Schmerzwahrnehmung die betroffenen Strukturen zu früh belastet werden und weitere Schäden entstehen(Dickhuth, 2007).

Fazit: Kälteanwendung nach einer akuten Verletzung (Sport, Operation,...) während einer normalen Entzündungsphase (3-5 Tage) zeigt keinen belegbaren Nutzen sondern kann die Wundheilungszeit sogar verlängern.

Wird trotzdem eine Kälteanwendung zur Schmerzreduzierung durchgeführt, sollte dies nicht zu kalt (max. 0°) und jeweils nur für kurze Zeit (max. 10min) durchgeführt werden(Bleakley, McDonough & MacAuley, 2006). Wichtig gilt hierbei zu beachten, Aufgrund der Schmerzhemmung keine schädlichen Belastungen durchzuführen!


Weitere interessante Links zu diesem Thema:

Untersuchung der Wirksamkeit des PECH-Schemas

Pieter Keulen

Autor: Pieter Keulen


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Kategorie: Medizin
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