Papa, das ist peinlich

Ich habe das Gefühl, dass je älter man wird, desto mehr man die Charakter-Eigenschaften vom Vater oder Mutter bei sich erkennt. Vielleicht denkt man noch als Jugendlicher „SO möchte ich mit Sicherheit nicht werden!

Das dachte ich auch bis ich ein Rendezvous beim Fussballplatz in Sempach hatte.

Jeden Samstag wenn ich als Kind ein Fussballspiel hatte, stand mein Vater am Spielfeldrand, bei Sonne, Regen oder Nebel, man konnte sicher sein, dass er da war um das Fussballspiel anzuschauen, toll!, …wird man denken…

Je näher der Samstag kam, desto stärker stieg die Spannung in unserer Familie.

Mit noch zwei Brüdern stand der Sport am Wochenende immer zentral. Mein jüngster Bruder war glücklicherweise kein Fussballspieler, einfach weil er mit 198 Zentimeter zu lang war und mehr Talent für Basketball hatte als fürs Fussball.

Jedoch mein anderer Bruder war genauso besessen von Fussball wie ich.

Sobald der Samstag dann in Sicht kam, stieg die Spannung und wir konnten sicher Gift darauf nehmen, dass unser Vater den einen oder anderen Tipp hatte wie wir spielen sollten.

Seit unserer Jugend bis zu dem Zeitpunkt als mein Bruder und ich in die erste Mannschaft kamen, beobachte er unser Spiel mit Adleraugen. Da mein Bruder und ich beide in der Verteidigung spielten, hatte unser Vater das Gefühl er müsse uns coachen und dies bei jeder Möglichkeit. Plötzlich schrie er dann über den gesamten Fussballplatz „nach vorne!“. Dies war für uns dann das Zeichen ein paar Schritte nach vorne zu machen, um den Gegner ins Abseits zu stellen.

Um ganz ehrlich zu sein, war es für uns doch etwas peinlich und siiicher nicht cool, dass er über den gesamten Fussballplatz schrie.

Nun 35 Jahre später stehe ich samstags selber auf dem Fussballplatz und weisst du was? Jedes Mal wenn ich da stehe, muss ich an meinen Vater denken wie er voll konzentriert unser Fussballspiel beobachte und wenn da wieder ein Schrei kam, hopp 2-3 Schritte nach vorne..

Jetzt fragst du dich vielleicht, ob ich dies auch mache?

Papa! „das ist voll peinlich!“

Meine Söhne würden mich mit Sicherheit umbringen! Papa! „Das ist mega uncool!“, „das ist voll peinlich!“ Ich weiss, ich weiss!, deswegen muss ich mich bremsen. Ich versuche ruhig zu bleiben. Ob es mir leicht fällt? Nein, leicht fällt es mir nicht. Am liebsten möchte ich, so wie mein Vater, mal richtig über den Platz schreien und meinen Jungs zurufen einen Schritt nach vorne zu machen.

Ich muss wohl noch ein paar Jahre warten bis meine Söhne Kinder haben. Vielleicht stehe ich dann wieder am Fussballplatz und schaue meinen Enkelkindern zu wie sie Fussball spielen. Bin gespannt, ob meine Kinder dann auch so „peinlich“ sind...


Fussball

Pieter Keulen

Autor: Pieter Keulen


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Kategorie: Allgemein
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